Mit der Smartphonekamera malen: 

geht das? —  Ja, das geht!


 
Am Anfang stand für mich die Frage: Ist es möglich, Bilder mit einer Smartphonekamera zu finden, die eine hohe erzählerische und ästhetische Dichte aufweisen? Die technischen Möglichkeiten und Einstellungen sind bei den Smartphonekameras stark limitiert, zumal ich ein älteres iPhone 6 benutze.


Zudem war für mich klar, dass ich keine der vorprogrammierten Filter einsetzen wollte, da diese eine generische Ästhetik beinhalten. Ebenso wollte ich die Bilder nicht über Photoshop weiterbearbeiten. Dies gefiel mir: Ein einfaches Instrument, das ich immer dabei habe, das keine technischen Ansprüche aufweist und mich damit zwingt, die Motive zu entdecken, aufzuspüren.


Nebensächliches, Spiegelungen, Nähe und Unschärfe. Die Smartphonekamera mit ihrer Limitierung half mir dabei, mich auf das Bild als solches konzentrieren zu können. Oft spielten Bewegung und Zufall eine wichtige Rolle.

Ein Bild besteht immer aus vielschichtigen Komponenten an Information. Das Zeichenhafte, das Abwesende, die Verweise auf erweiterte kulturelle und gesellschaftliche Codierungen, die auch immer eine Rezeptionsgeschichte in sich tragen. Kurz: Ein Bild besteht aus ganz vielen Codes, die je nach Lesart und Interpretation weit über das offensichtlich Gezeigte hinausreichen.


Es ist immer einfach, ein Konzept als Reaktion auf Bestehendes auszuweisen. Manchmal ist es aber tatsächlich so, dass sich solche Bezüge in der Realisierung manifestieren. Bei der Bildserie „Love Affair“ kam der Gedanke schon am Anfang auf, dass die Bilder sich durch die Verwendung des Smartphones klar als eine Art Gegenpol des Selfiewahns positionieren sollten. Die Faszination der normativen Selbstinszenierungen, die die angestrebte Individualität restlich auslaugen, ist eine Darstellungsform, die sich an generischen Bildsprachen und voyeuristischer Ästhetik orientiert und damit den angestrebten Individualismus definitiv korrumpiert. Eine Bestechungsform eigener Eitelkeiten. 
Ein Ansatz wäre gewesen, diese Bildsprachen noch weiter zu überhöhen oder eben einen ganz anderen Weg zu suchen. Ich habe mich für den zweiten entschieden.



„Markus Schaub ist ein Bilderjäger, ein Stimmungsfänger und ein Poesieentdecker. Seine Waffen sind dabei das Smartphone und sein Auge. Denn er sieht das Übersehende und er macht sichtbar, was für andere unsichtbar ist. Das Resultat: Luzide Bilder und surrealistische Szenerien, die mit einer dichten atmosphärischen Spannung faszinieren.“
Rolando Baron, Kunstwissenschaftler